Wann ist das Spiel endlich aus? Wir hätten den 1 Punkt gerne in Desloch gelassen.
Aber was war dass? Alexander Tiedtke nahm in der Nachspielzeit allen Mut zusammen, schaltete mit letzter Kraft auf Powerturbo um und rannte Richtung Hackenheimer Tor, als wäre ein Löwe auf seiner Fährte. Wie ein Windhund spurtete unser dienstältester Spieler auf der rechten Außenlinie nach vorne und umkurvte dabei einige erstaunte Gegenspieler. Tor! Aus dem wenige Minuten zuvor erhofften Remis wurde ein viel umjubelter Heimsieg!
Im Spiel hatten wir es vor allem unserem Keeper Johannes Körner, mit Abgeklärtheit und guten Paraden, und unserem Allrounder Mika Maurer, der den verletzten Co-Spielertrainer Maurizio Loersch, wieder in der Innenverteidigung, emsig und mit glänzender Übersicht vertrat, zu verdanken, dass wir die 3 Punkte im Flutlicht von Desloch annehmen durften.
In unserer Offensive spielten wir uns zuvor, abgesehen von Aktionen unseren flinken Außenläufern, nur wenige nennenswerte Torchancen heraus.
Titelfoto: Gregor Wurdel
Lieben Dank an Gregor Wurdel für die tollen Aufnahmen!
Ein glücklicher Siegtorschütze, eine unerwartete Wendung, ein verhinderter Co-Trainer und ein enttäuschter Gästetrainer – das Landesliga-Derby in Desloch löste einiges an Emotionen aus.
Späte Tore haben einen entscheidenden Vorteil: Der Gegner hat kaum noch Zeit zu reagieren. „Clever von uns“, schmunzelte SGM-Trainer Jens Bohr nach dem Treffer zum 2:1 (1:1) in der Nachspielzeit im Derby der Fußball-Landesliga zwischen der SG Meisenheim/Desloch/Lauschied und dem TuS Hackenheim.
Damit war die Partie auf den Kopf gestellt, sehr zum Leidwesen der Gäste, die wenige Wochen zuvor bereits im Pokal den Meisenheimern auf eigenem Platz mit 0:3 unterlegen waren. „Absolute Leere“ verspürte TuS-Spielertrainer Tim Hulsey nun nach der Niederlage im Landesliga-Duell, da sein Team sich durchaus einen Zähler oder mehr verdient gehabt hätte. Hulsey fügte an: „Und das ausgerechnet am Jahrmarkts-Wochenende, das hatten wir uns anders vorgestellt.“ Seinen Siegtreffer bejubelte Torschütze Alexander Tiedtke erst einmal mit einem kräftigen Schluck aus der Wasserflasche. „Es freut mich ganz besonders, getroffen zu haben“, strahlte Tiedtke und ergänzte: „Da ich in den Spielen zuvor zwei Hundertprozentige liegen gelassen habe und jetzt bei mir hoffentlich der Konten geplatzt ist.“
In ungewohnter Rolle agierte bei den Hackenheimern der spielende Co-Trainer Pierre Merkel: Der zweitliga-erfahrene Angreifer fiel wegen eines Zehenbruchs als Spieler aus – ein bis zwei Wochen zur Genesung sind einkalkuliert. „Ein ganz neues Gefühl“, wie Merkel beim Einnehmen seines Platzes in der Coaching-Zone fand. „Er hat uns ordentlich gepusht“, betonte Hulsey. Einen kurzen Disput gab es in Durchgang zwei übrigens zwischen Merkel und dem Meisenheimer Nico Praß, der auf Höhe der Seitenlinie mit einer Grätsche noch an einen Ball ranzukommen versuchte und dabei Merkel am Fuß leicht berührte. Doch das war nach dem Abpfiff im Rahmen eines kurzen Gesprächs schnell geklärt.
Auch ohne Merkel und den nur auf der Bank sitzenden Kapitän Christoph Menger hatte der TuS Hackenheim einiges an Routine auf dem Feld. Sei es Hulsey selbst, der immer wieder den Abschluss suchte und einige gefährliche Aktionen verbuchte, oder hinten Arash Sadeghi, der mit klugem Zweikampfverhalten einige Meisenheimer Angriffe vereitelte. Die Gastgeber mussten früh wechseln, eine Zerrung setzte Marc-André Schneider außer Gefecht. Die Hereinnahme von Joshua Rodriguez, der den Rechtsverteidigerposten übernahm, war mit einigen taktischen Umstellungen verbunden. So zog Bohr Angreifer Marc Giselbrecht ins zentrale Mittelfeld zurück. Das bescherte Laurenz Fach eine deutlich offensivere Rolle als zunächst, sodass er den umjubelten Ausgleich markieren konnte. Hierbei verlud er erst Jannik Erbach und überwand anschließend Marc Reekers, der den Ball, der direkt auf ihn zukam, durchaus hätte halten können (40.).
„Wir waren griffiger und bestimmend.“
Tim Hulsey
Der erste Stich aber war den Gästen gelungen, als nach einer zweimal abgewehrten Ecke Henrik Sperling an den Ball kam und mit einem satten Volleyschuss zum 1:0 traf (34.). „Durchgang eins war anfangs fast wie F-Jugend gegen Männerfußball, da haben wir nicht das gezeigt, was wir können. Doch dann haben wir uns gesteigert und sind immerhin auf gut 70 Prozent gekommen“, beschrieb Tiedtke das Aufbäumen seiner Mannen. „Wir waren griffiger und bestimmend“, fasste Hulsey die ersten 45 Minuten zusammen.
Das setzte sich nach dem Seitenwechsel fort, sodass über weite Strecken ein Hackenheimer 2:1 greifbarer war als ein Meisenheimer 2:1. Sperling selbst war zwei weitere Male mittendrin im Geschehen: Erst zielte er links am Tor vorbei (52.), dann scheiterte er an Johannes Körner im Meisenheimer Tor, ehe Oliver Gäns den Abpraller ebenfalls am Kasten vorbei bugsierte (53.). „Die Chancenverwertung war unser Problem. Nach der Niederlage im Pokal gegen Meisenheim wollten wir es diesmal besser machen und haben es auch besser gemacht, nur das Matchglück hat gefehlt“, haderte Sperling. Bohr erkannte die Leistung des Gegners ebenfalls an: „Der TuS Hackenheim hat uns vor Probleme gestellt, es hätte leicht 1:2 ausgehen können, und auch einen Punkt hätten wir gerne mitgenommen.“
„Starke Mannschaftsleistung.“
Alexander Tiedtke
Es folgte jedoch, als kaum noch jemand mit einem glücklichen Ende gerechnet hatte, Tiedtkes Sololauf, der an der rechten Außenlinie startete, ehe der Elfer ins Zentrum zog, ein, zwei Gegenspieler aussteigen ließ und noch genug Körner für seinen satten Schuss ins Glück hatte (90.+4). „Starke Mannschaftsleistung“, so sein selbstloses Fazit nach dem am Ende etwas glücklichen Dreier. Und während den Hackenheimern die Vorfreude auf den Kreuznacher Jahrmarkt ordentlich vermiest wurde, sind die Meisenheimer gut gerüstet für das nächste Derby am Sonntag in Schmittweiler.
SG Meisenheim
TuS Hackenheim
Herren Landesliga West · 03. Spieltag
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