Der so oft erwähnte und gelobte breite Kader des TuS Hackenheim, er geriet ausgerechnet vor dem Derby in der Fußball-Landesliga gegen die SG Meisenheim an seine Grenzen. „Schon die ganze Woche, aber speziell gestern und heute hatte ich viel zu tun“, erklärt Spielertrainer Tim Hulsey, der vor 275 Zuschauern am Felseneck wahrlich das letzte Aufgebot auf den Kunstrasen schickte.

Genau zehn Spieler aus dem Kader der ersten Mannschaft meldeten sich fit, Daniel Gilles, der eigentlich kürzertreten wollte, streifte sich ebenfalls ein hellblaues Trikot über. „Wir mussten auch viele Positionen tauschen und haben das System umgestellt“, entschied sich Hulsey für eine Viererkette mit Christoph Wilhelm als eine Art Libero und freien Mann dahinter. „Damit wollten wir die schnellen Außenspieler sowie die beiden Mittelstürmer von Meisenheim binden.“ Der Plan ging beim 2:0 (1:0)-Erfolg des TuS auf, was den Spielertrainer enorm zufrieden zurückließ: „Aus dem Spiel heraus haben wir nicht zugelassen. Obwohl das alles sehr ungewohnt für uns war, hat es funktioniert“, war der 35-Jährige nach dem dritten Sieg im dritten Ligaspiel voll des Lobes: „Wie sich heute jeder reingehauen hat und sich gegen einen starken Gegner in den Dienst der Mannschaft gestellt hat, war schon der Hammer“, lobt Hackenheims Spielertrainer, der die erste Großchance des TuS selbst einleitete, als er spekulierte, einen Ball im SGM-Aufbau abfing und sofort Felix Frantzmann auf die Reise schickte. Der Angreifer schloss direkt mit der Pike ab, verfehlte das Tor aber knapp (30.). Zuvor hatten sich beide Teams intensiv bearbeitet, die Gäste hatten mehr Ballbesitz, Chancen gab es nur wenige. Marc Reekers musste nur beim Kopfball von Alex Tiedtke rettend eingreifen (15.).

Bärenstarker Start in die zweiten 45 Minuten

Nach einer halben Stunde hatten sich die Hausherren ganz gut auf das Spiel des Gegners eingestellt, trauten sich auch öfter nach vorne – und wurden belohnt. Drei Flanken segelten nach einer Ecke in den SG-Strafraum, die dritte köpfte Jörg Maier im Tiefflug und per Aufsetzer ins Netz (36.). Besser wurde es kurz vor der Pause, als den Meisenheimern ein eigener Freistoß um die Ohren flog. Über Frantzmann und Mathias Lahm wurde Hans Philipp Steyer freigespielt, der von Benjamin Hill nur noch per Foul zu stoppen war. Tim Hulsey scheiterte vom Punkt jedoch am Pfosten (42.) und stand auch kurz darauf erneut im Mittelpunkt, als er erst im Strafraum zu Boden ging, dann auf die Provokationen der Gäste heiß lief, aufsprang und plötzlich vom heranrauschenden Hill zu Boden gestoßen wurde. Vergangene Saison eine klare Ampelkarte, brachte Schiedsrichter Kisanet Zekarias hier nun die Zeitstrafe zum Einsatz.

Noch in Unterzahl musste die SGM nach dem Seitenwechsel den nächsten Elfmeter hinnehmen. Hulsey war gefoult worden, Steyer verwandelte sicher (47.). Zu diesem Zeitpunkt hatten die Hausherren alles im Griff. „Wir hatten sogar noch zwei, drei Chancen, um den Deckel drauf zu machen“, sagt Tim Hulsey und denkt an die Chancen von Lahm und Frantzmann. Auf der anderen Seite rettete Marc Reekers nach eigenem Ballverlust sehenswert und lenkt den Schuss von Leon Bock an die Latte (68.), hielt auch stark gegen SG-Kapitän Maurizio Lörsch, der per Kopf zum Abschluss kam (85.). Knapp zehn Minuten später waren Derbysieg und Tabellenführung des TuS perfekt.

Nur einmal kochten die Emotionen auf dem Platz hoch: Nach einem heftigen Rempler von Meisenheims Benjamin Hill (links, Nr. 8) ging TuS-Spielertrainer Tim Hulsey zu Boden. Hill kassierte dafür wenige Minuten vor der Halbzeitpause eine Zeitstrafe und erwies seinem Team damit einen Bärendienst.

Foto: Martin Imruck